Schacht 6 befand sich in Lünen-Lippholthausen ca. 2 Kilometer westlich von Schacht 4 entfernt . Geteuft wurde Schacht 6 vom 14.März 1957-Mai 1960 .Der erste Spatenstich für den neuen Schacht durfte durch den Direktor Friedrich Müller ausgeführt werden . Zuerst wurde ein 19 m tiefer Vorschacht im Druckluftgründungsverfahren niedergebracht und später durch wasserdichtes Untermauern eingebunden . Ab Juni 1957 wurde von der Abteuffirma der Abteufturm und die Schachthalle aufgestellt und mit den eigentlichen Abteufarbeiten begonnen . Im Mai 1960 waren die Teufarbeiten beendet , bis zur Einweihung wurden noch die Tagesanlagen , Bandbrücken und der Betonschacht fertig gestellt..Am 26.Oktober 1961 wurde der Schacht feierlich eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben . Bei der Einweihung waren neben der Führung des Bergwerkes Minister Achenbach anwesend : der Aufsichtsratsvorsitzende Dr.Abs sowie der gesamte Aufsichtsrat der Gebrüder Stumm GmbH , der Minister für Wirtschaft , Mittelstand und Verkehr von NRW , Herr Dr.Hans Lauscher , Vertreter der Bergbehörden , der Kirchen , Bundes-und Landesministerien , der Hochschulen , der Stadt-und Amtsverwaltungen , der Wirtschaftsvereinigung Bergbau , der WBK , der IGBE, der Oberbürgermeister der Stadt Lünen ,Herr Stock , und weitere geladene Gäste .Nach den feierlichen Eröffnungsreden traf man sich in einem großen Zelt zu einem Frühstück , anschliessend fand eine Begehung der neuen Schachtanlage statt . Der Schacht diente in erster Linie als Wetterschacht . In den 60er und Anfang 70er Jahren wurden dort ausserdem mittels Skip-Förderung Kohlen für das nahegelegene STEAG-Kraftwerk gefördert ..Die Schachtanlage 6 wurde zu Ehren des damaligen Bergwerksdirektors von Minister Achenbach "Friedrich-Müller-Schacht" . genannt .

Der Schacht war nötig geworden , die Wetterverhältnisse im Ostfeld der Schachtanlage 3/4 ( Carl-Haarmann-Schächte ) zu verbessern . Von der Bergbehörde war ein Niederbringen eines Wetterschachtes in diesem Feldesteil aus sicherheitlichen Gründen verlangt worden .In Verhandlungen mit der Karaftwerksbetreiberin STEAG wurde ein Grundstückstausch vereinbart , sowie ein Abnahmevertrag für die dort geförderten Kohlen abgeschlossen ,um diese in dem dortigen Großkraftwerk zu verstromen .

Bereits Ende der 30er Jahre war eine Großschachtanlage für das 19 Quadratkilometer große und unverritzte Feld "Altlünen"geplant . Nach Plänen der Gebrüder Stumm GmbH sollten dort bis zu 10.000 Tagestonnen gefördert werden .Zu diesem Zweck war schon im Kriegsjahr 1942 mit den Abteufarbeiten für den Schacht 5 begonnen worden , diese Arbeiten kamen aber in den letzten Kriegs-und den ersten Nachkriegstagen zum Erliegen .Der Plan einer Großschachtanlage wurde wegen der hohen Anlagenkosten und der noch unbekannten geologischen Verhältnisse der Lagerstätte wieder aufgegeben .Um überhaupt Aufklärung über die geologischen Verhältnisse in dem Feld "Altlünen" zu schaffen , wurde Schacht 5 im Jahr 1954 bis zu einer Teufe von ca. 800 m fertiggestellt .Eine 3000 m lange Strecke wurde in Richtung Schacht 4 aufgefahren und an die 3.Sohle der Carl-Haarmann-Schächte angeschlossen .Da es sich in dem Feld bei dem Vorkommen um Gaskohle handelte die zur Verkokung ungeeignet ist , ergab es sich zwangsläufig mit der STEAG zusammen zu arbeiten , auch vor dem Hintergrund des zu dieser Zeit allgemeinen Kohlenmangels .Die Schachtanlage war ausgelegt auf eine Förderung von 2500 Tagestonnen , die bis auf 5000 Tagestonnen gesteigert werden sollte . Liefern sollten die Kohlen 2 vollmechanisierte Betriebe , ausgerüstet mit Walzenschrämladern .

 

1990 wurde der Schacht verfüllt und der Förderturm anschliessend abgerissen

Sohlenniveau Schacht 6

2.Sohle - 473 m - 3.Sohle 612 m - 4.Sohle - 774 m - Messbandsohle - 793 m - Gesamtteufe : 835 m

 

Abteufgerüst mit Schachthalle

Bei den Feierlichkeiten zur Inbetriebnahme von Schacht 6 einer der Redner.

Bergwerksdirektor Dr.Ing.Friedrich Müller

 

Ein weiterer Redner , der Vorsitzende des Aufsichtsrates der Gebrüder Stumm GmbH

Präsident Dr.h.c. Hermann J.Abs

 

 

Gesamtansicht Schacht 6 mit dem STEAG-Kraftwerk "Kellermann" im Hintergrund .

Der Betonturm war 67 m hoch , rund 40.000 cbm Gestein mußten bei den Abteufarbeiten bis zu einer Teufe von 820 m (Niveau Sumpf) losgesprengt werden .Für den Schachtausbau verwendete man 4.700.000 Ziegelsteine .Da der Schacht als Wetterschacht fungierte , waren 2 Grubenlüfter installiert , die je eine Motorenleistung von 860 Kw hatten und je 12.000 cbm Ansaugleistung/min. hatten .

Unter Tage war , um den Ballastgehalt und die Förderkosten niedrig zu halten , am Füllort ein Leseband mit den dafür erforderlichen Zuführungsbändern sowie eine Vorabsiebung . Nachgeschaltet gab es eine Prallmühle zum zerkleinern von Stückkohle .Zum Ausgleich der Förderspitzen diente ein der Beschickungsanlage vorgeschalteter 100-Tonnen-Bunker .Die ausgeklaubten Waschberge wurden nach der Sortierung in einer Bergebrechanlage zerkleinert und anschliessend den Abbaubetrieben zum Bergeversatz wieder zugeführt . Dazu gab es noch eine Entstaubungsanlage .

Die Fördergefäße (SKIP) im Schacht wogen je 9 t , und hatten eine Nutzlast von je 5 t . Die Beschickung der Gefäße erfolgte durch ein neuartiges Meßband mit einer eingebauten Waage . Nachdem das Band mit 5 t Kohle beladen war , wurde das vorherige Band angehalten .Um die eisernen Spurlatten zu schonen , liefen die Gefäße mit Vollgummireifen in den Spurlatten .

Besondere Überlegungen waren für den Tagesbereich notwendig , da die Lüfter keinen Kohlenstaub ansaugen und diesen über die Diffusoren an die Umwelt abgeben durften . Eine besondere Schleusenanlage , die durch die ein-und ausfahrenden Fördergefäße gesteuert wurde , war die Lösung . In der Separation war eine Brechanlage installiert , die die Kohle auf eine Stückgröße von 30 mm brach . Auf 2 Schrägbänder gelangte die Kohle über eine automatische Gefäßwiegeanlage zu den Bunkern der STEAG . Das Schalthaus von Schacht 6 war zur Versorgung der Schachtanlage vorgesehen .Gleichzeitig war es auch Einspeisestelle des überschüssigen Zechenstromes in das Fremdstromnetz im Rahmen des Bergbau-Elektrizitäts-Verbundes .

   

Der Schacht 6 im Lüner Stadtteil Lippholthausen . Der Schacht wurde geteuft , um Kohlen für das benachbarte STEAG-Kraftwerk ohne große Umwege zum Tage zu fördern . Ausserdem hatte der Schacht die wichtige Funktion eines Wetterschachtes .

In dem kleineren Anbau am Förderturm befand sich die automatische Schüttvorrichtung , darin wurde der Inhalt des Skip-Gefäßes entleert .

In dem vorderen Gebäude befanden sich die Rüttelsiebe und die Brechanlage

Förderturm mit Schacht 6 und den Lüftern

Brücke zum Wiege-und Abfüllturm .Hier wurden die Kohlen vom Förderturm zum zwischenzeitlichen wiegen mittels Förderband transportiert .

Die Förderbrücke zum Wiege-und Abfüllturm vom Dach des Förderturms aus gesehen .

Die Kohle-Brechvorrichtung mit Staubabsaugung

Schalttafel im Wiegeturm

Schacht 6 mit den Grubenlüftern . Rechts sieht man Waggons eines Kohlenzuges .Im Hintergrund Gebäude des STEAG-Kraftwerkes .

 

Schacht 6 aus südlicher Richtung

Für das Foto vielen Dank an :Manfred Frieben aus Hörstel

Für das Foto vielen Dank an :Dieter Grube aus Herne

Blick vom Förderturm Schacht 6 Richtung Brambauer/Mengede .Links von 1 sieht man Schacht 4, links von 2 die Schachtanlage 1/2.

Am Horizont erkennt man den Kühlturm vom Kraftwerk Gustav Knepper in Mengede .

Für das Foto vielen Dank an :Dieter Grube aus Herne